Helfende Hände - Mani che aiutano
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Am
27. März 2010 gegen Mittag kam eine von der langen Fahrt erschöpfte
neunköpfige IDEE-Gruppe unter dem Motto „Helfende Hände – Mani
che aiutano“ in Pescomaggiore, 15km entfernt von L’Aquila in den
italienischen Abruzzen an. Unser Einsatzort l‘EVA (l'Eco Villaggio
Autocostruito a Pescomaggiore), was soviel bedeutet wie
selbstkonstruiertes Ökodorf in Pescomaggiore präsentierte sich uns
als Baustelle, bestehend aus zwei fertigen und zwei im Werden
begriffenen Strohhäusern, umgeben von einer idyllischen
Berglandschaft irgendwo im nirgendwo.
Piero,
der mit seiner Familie bereits eines der Häuser bewohnte, empfing
uns, nachdem unsere Identität geklärt war, herzlich; eine
Gemütsstimmung, die in den nächsten Tag andauern sollte und der
auch unsere absolute Kommunikationsbarriere nichts anhaben konnte.
Einfacher und kommunikativer gestaltete sich das Gespräch mit
Antonio, dem Obmann von l’EVA, der englisch und Frederico, der
sogar deutsch sprach. Die zukünftigen BewohnerInnen der Siedlung,
allesamt Menschen, die beim Erdbeben am 06. April 2009 alles verloren
hatten, erwiesen sich bald schon als eingeschworene Gemeinschaft, die
das ihnen zuteil gewordene Schicksal ebenso zu verbinden schien, wie
eine Lebenseinstellung, die keinen allzu großen Wert auf
persönlichen Besitz und Raum legt. L’EVA soll ein neues Zuhause
schaffen, den Widrigkeiten trotzen und die Geschehnisse vergessen
machen.
Wie
schlimm es in Wirklichkeit um die Region steht, konnten wir schon am
zweiten Tag miterleben, als wir Teil der allsonntäglichen
Manifestation wurden, während der die von der Regierung gesperrte
historische Altstadt von L’Aquila, die Zona Rossa gestürmt wird um
die Replica Borse Aufräumarbeiten in der, nach einem Jahr noch immer in Trümmern
liegenden Stadt selbst in die Hand zu nehmen. Ob dieser skurrilen
Szenerie einer Geisterstadt, waren und sind wir fassungslos.
Hilfsgelder von UNESCO, EU und privaten SpenderInnen sind
verschwunden. In dunklen Kanälen und dem Rachen der Betonmafia, die
an der Peripherie eine neue Stadt erbaut, in der die Menschen zu
leben genötigt sind. „Riprendiamoci La Citta‘“ skalieren sie
und glauben an ein Morgen, das im Augenschein dieser Umstände so
schwer vorstellbar ist.
L’EVA
ist ein Projekt, welches dieses Nachvorne blicken symbolisiert und so
machen wir uns an die Arbeit:
Im
Laufe der Woche wird eines der beiden Häuser außen und innen mit
einem Gitter ummantelt, welchen Stabilität schaffen und das Haften
des Putzes ermöglichen soll. Wir planen und installieren die
komplette Elektrik, sowie die Wasserinstallation. Das Haus wird von
außen und innen verputzt. Beim zweiten Haus werden drei Fenster- und
drei Türstöcke konstruiert und gebaut und wir erlernen die Technik
des Wändebauens mit Strohballen. Als zusätzliches Geschenk für die
zukünftigen BewohnerInnen des Dorfes planen und bauen wir eine
üppige Kräuterspirale.
Alle
keine Profis auf unserem Gebiet schlugen wir uns wacker, die
Motivation blieb fast durchgehend konstant hoch und was wir
geschaffen haben kann sich sehen lassen.
Die
Abende nutzten wir zum einen um unsere müden Finger auszuruhen und
zum anderen um den köstlichen Montepulciano d’Abrruzi zu kosten,
die lokale Rebsorte deren Süffigkeit nur der unschlagbare Preis
toppt (5l = € 3,50). Auch um unser leibliches Wohl war man sehr
bemüht (ein Umstand dem auch eine Leiter in unserer Unterkunft zum
Opfer fiel), was in einer herrlichen Grillerei am Ostersamstag
gipfelte, wo neben grandiosem Lamm- und Rindfleisch auch reichlich
Wein floss, der uns zu einem kreativen Projekt der Spitzenklasse
animierte, über welches an dieser Stelle noch nichts verraten werden
soll, in dessen Genuss unsere Vereinsmitglieder jedoch zu
angemessener Zeit kommen werden. Der Ausflug ans Meer, den wir am
Ostersonntag, leider um drei unserer Zahl dezimiert (Wie schön ist
doch Jordanien…), machten, komplettierte das Mosaik unseres
Aufenthalts.
Unser
Projekt in Pescomaggiore war ein Erfolg. Wir waren aktiv und haben
etwas für Menschen geschaffen, die beim Erdbeben am 06. April 2009
alles verloren haben. Wir sind geschockt über die Tatenlosigkeit der
italienischen Regierung und hoffen unseren Teil beigetragen zu haben,
um einen Neustart in Pescomaggiore zu ermöglichen.